
Während in der internationalen Politik Grenzen aktuell leider wieder eine große Rolle spielen, steht Alibaba seit der Gründung 1999 für freien Handel – sowohl auf dem chinesischen Binnenmarkt als auch als Schnittstelle zwischen Ost und West. Wie komplex das Alibaba-Ökosystem aufgebaut ist und wie viele deutsche Einrichtungsmarken die entsprechenden E-Commerce-Plattformen wie Tmall bereits nutzen, um 1 Milliarde chinesische Konsumenten zu erreichen, erklärt Yiteng Zhong, Business Development Specialist der Alibaba Group.
Home.Made.Storys.: Liebe Frau Zhong, in welcher Form ist Alibaba in Deutschland aktiv?
Yiteng Zhong: Die Alibaba Group hat in Deutschland ihr Büro in München. Als Business Development Specialist unterstütze ich hiesige Unternehmen auf den diversen E-Commerce-Plattformen der Alibaba Group dabei, ihre Geschäftstätigkeiten zu erweitern. Das Ziel der Alibaba Group ist es, den Handel weltweit zu vereinfachen – und das soll natürlich auch für deutsche Marken und Händler gelten.
Unser gesamtes Ökosystem bietet verschiedene Leistungen und Services an – von E-Commerce-Plattformen über Entertainment-Angebote bis hin zu Logistik- und Cloud-Lösungen. So werden zum Beispiel auf den B2C-E-Commerce-Plattformen Tmall (für Unternehmen, die eine Niederlassung in China haben) oder Tmall Global (Cross-Border-E-Commerce für Unternehmen ohne eigene physische Präsenz in China) über eine Milliarde chinesische Konsumenten erreicht. Und auf unserer B2B-Plattform Alibaba.com können Einkaufs- und Vertriebsprofis global agieren. Für die gesamte IT-Infrastruktur im Alibaba-Ökosystem sorgt Alibaba Cloud.
Home.Made.Storys.: Wie sieht dies für den deutschsprachigen Markt genau aus? Welche Branchen sind relevant?
Yiteng Zhong: Unser Ziel als Tmall Global Team ist es, möglichst vielen Marken und Händlern aus unseren Märkten, also Deutschland, Österreich und der Schweiz, den Zugang zu einer riesigen Käufergruppe in China zu ermöglichen. Beim Global Shopping Festival, auch 11.11. genannt, ist Deutschland seit vielen Jahren unter den Top 5-Märkten, die nach China verkaufen. 2020 haben zum Beispiel deutsche Unternehmen zu diesem Anlass insgesamt eine Milliarde US-Dollar umgesetzt – darauf sind wir als deutsches Alibaba-Team natürlich sehr stolz.
Einige der wichtigsten Branchen auf Tmall Global sind zum Beispiel Wellness und Gesundheit, Sport & Freizeit, Consumer Electronics und Produkte für Mutter & Baby und natürlich Home & Living sowie Küchenbedarf.
Home.Made.Storys.: Haben Sie Beispiele von deutschen Marken aus dem Home & Living-Segment, die auf Tmall Global aktiv sind?
Yiteng Zhong: Die generelle Nachfrage von Marken, auf Tmall Global aktiv zu sein, steigt kontinuierlich. Aufgrund der durch die globale Pandemie verursachten Reisebeschränkungen nutzen chinesische Konsumenten grenzüberschreitende E-Commerce-Plattformen wie Tmall Global, um bequem von zu Hause aus Qualitätsprodukte internationaler Marken zu kaufen. So stieg die Gesamtmenge der nach China importierten Waren allein von Januar 2021 bis Mai 2021 um 25 Prozent auf 6,7 Billionen RMB (ca. 974 Mrd. Euro, Stand 8. August 2022).
Von den deutschen Marken aus dem Home- und Living-Bereich sind auf unserer Plattform u.a. Grohe (Sanitätsprodukte), Meißen Porzellan, Brita (Wasserfilter), Goebel Porzellan, Suprelle (Anbieter hochwertiger synthetischer Füllmaterialien für Kissen), ars mundi (Kunsthandel) oder Emma (Betten und Matratzen) vertreten.
Home.Made.Storys.: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um in China ein Business aufzubauen und welche Vorteile bieten die B2C-Plattformen Tmall und Tmall Global?
Yiteng Zhong: Wichtig ist, dass sich interessierte Unternehmen vor allem mit ihrer Zielgruppe, den chinesischen Konsumenten, auseinandersetzen. Diese sind sehr anspruchsvoll und wollen sich über Unternehmen und deren Produkte ausführlich informieren – chinesische Konsumenten verbringen im Durchschnitt zehn Minuten auf einer Produktseite vor dem ersten Einkauf. So sollten Unternehmen viel über ihre Markengeschichte erzählen. Auch sind Konsumenten in China digitale Natives und wo es bei uns im Westen „mobile first“ heißt, ist China „mobile only“. Diese Feinheiten müssen beim Markteintritt beachtet werden. Auf unseren Plattformen sind über eine Milliarde chinesische Konsumenten aktiv, eine sehr große Zielgruppe, die man so erreichen kann.
Home.Made.Storys.: Wie unterstützt Alibaba bei der Geschäftstätigkeit in Richtung China?
Yiteng Zhong: Wir sehen uns als Partner der Marken – so berät unser Team Unternehmen auf ihrem Weg nach China. Für die konkrete Umsetzung, zum Beispiel den Aufbau eines Tmall/Tmall Global Flagship Stores unterstützen dann so genannte Tmall-Partner (TPs) vor Ort. Das sind lokale Fullservice-Agenturen, die als verlängerter Arm des jeweiligen Unternehmens in China fungieren. Die TPs kennen den Markt und das Alibaba-Ökosystem sehr gut und sind in der Lage, die E-Commerce- und Marketingstrategie eines Unternehmens in China zu gestalten und umzusetzen.