Lyon Béton ist eine faszinierende Einrichtungsmarke aus Frankreich. Sie vereint internationale Design-Einflüsse, Beton als Ausgangsmaterial und anspruchsvolles Handwerk. So ist eine einzigartige Einrichtungsmarke entstanden, die international immer mehr Fans gewinnt. Antoine Serre, der Account Manager für Deutschland, die Niederlande und Österreich, erklärt was alles hinter der Beton-Fassade der Möbel steckt.
Home.Made.Storys.: Lieber Antoine Serre, Möbel und Beton. Wie passt das beides zusammen?
Antoine Serre: Beton passt aufgrund seiner mineralischen Beschaffenheit und seines neutralen Farbtons zu fast allen Inneneinrichtungen. Wenn Sie eines unserer Betonmöbel in Ihre Inneneinrichtung integrieren, wird dies das Einrichtungsbild ganz sicher bereichetn. Das bedeutet nicht, dass unsere Möbel mit der Umgebung verschmelzen. Ganz im Gegenteil, wir sagen gerne, dass unsere Möbelstücke eine diskrete, aber selbstbewusste Präsenz ausstrahlen.
Home.Made.Storys.: Gibt es (Design-)Vorbilder für dieses eigenwillige Möbel-Design?
Antoine Serre: Wir beschäftigen unsere Designer direkt und sie sind ein integraler Bestandteil der Firma. Unsere Kreationen werden hauptsächlich von drei Designern entworfen: Bertrand Jayr, der circa 60 Prozent des Sortiments erschaffen hat (u.a. die „Cloud“- und die „Curb“-Serie), Alexandre Dubreuil (der beispielsweise hinter der „Dice“-Serie steht), und Lyon Béton als Marken-Vehikel.
Hinter den „Lyon Béton“-Designern verbirgt sich hauptsächlich Joanny Provent, der der künstlerische Leiter von Lyon Béton ist. Zusätzlich hat Lyon Béton für manche Produkte oder sogar Serien mit externen Designern zusammengearbeitet. In diesem Kontext haben Henri Lavallard-Boget und Julie Legros die „Hauteville“-Serie erdacht, während Martin Cuel das „Bak“-Waschbecken” konzipiert hat.
Home.Made.Storys.: Woher nimmt Lyon Béton die Inspiration?
Antoine Serre: Wir lassen uns von der städtischen Umgebung inspirieren, aber unsere Einflüsse gehen weit darüber hinaus. Wir sind fasziniert von der Bauhaus-Schule und anderen Design-Bewegungen, die erforschen, wie die Kombination geometrischer Formen eine Lebensphilosophie sein kann. Dazu zählen zum Beispiel die De Stijl-Schule, Art Deco, der Brutalismus und die neuere Memphis-Gruppe. Zu den Persönlichkeiten, die uns inspirieren, gehören Jean Prouvé, Frank Lloyd Wright, Le Corbusier, Charlotte Perriand und Raymond Loewy. Diese Meister, von denen die meisten aus dem Bereich des Industriedesigns stammen, haben alle zur Originalität der Kreationen von Lyon Béton beigetragen.
Home.Made.Storys.: Wie groß ist das Sortiment?
Antoine Serre: Im Moment führen wir etwa 70 Produkte, die zu zehn Kollektionen gehören. Unser Ziel ist nicht, alle Art Bedürfnisse im Möbelbereich zu erfüllen, sondern eher Produkte je nach Tendenzen und Inspirationen unserer Designer zu kreieren. Dennoch findet man bei Lyon Béton Möbel mit vielfältigen Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten: Couch- und Beistelltische, Sitzgelegenheiten, Aufbewahrungsmöbel, Regale, Vasen, viele Arten von Accessoires und sogar Betonbilder, die 100% personalisierbar sind.
Home.Made.Storys.: Wie und wann ist Lyon Beton entstanden?
Antoine Serre: Im Frühjahr 2011 fiel damals der Startschuss. Damals haben wir damit begonnen, Möbel für große Handelskonzerne zu entwerfen und diese produzieren zu lassen. Aber damals ging es noch nicht um Beton und zugegebenermaßen auch noch nicht wirklich um Design.
Einmal wir haben einem B2B-Kunden eine Möbelkollektion aus 100% Beton als Alternative präsentiert, als ein anderes Projekt sich zerschlagen hatte. Seine erste Reaktion war genauso begeistert gewesen wie unsere. Der Übergang vom Entwurf zu einer zuverlässigen industriellen Produktion hat sich als mühsam erwiesen, aber dennoch haben wir unsere Versprechen von Beginn an gehalten. Als die Kollektion ausgeliefert werden sollte, änderte der Händler schließlich doch noch im letzte Moment seine Meinung. Das Konzept erschien ihm am Ende doch zu innovativ für seine Kundschaft zu sein. Er beschloss, das Risiko nicht einzugehen und wir musste überlegen, wie es mit den Entwürfen weitergehen sollte. So ist die Beton-Kollektion ein Stück weit aus der damaligen Not heraus geboren.
Wir hatten es vollbracht, aus dem Stand ca. 100 Produkte herstellen zu lassen, auf die wir sehr stolz waren. Wir haben dann beschlossen, sie selbst zu verkaufen und das Abenteuer unter dem Namen Lyon Béton nahm seinen Lauf.
Seitdem ist viel Beton in unsere Formen geflossen und das Konzept findet ein Publikum. Unser Stil setzt sich durch, nicht zuletzt dank einer Handvoll treuer Designer, die mit uns die Grenzen des Materials ausloten, um schöne und nachhaltige Produkte anzubieten, die Sinn machen.
Home.Made.Storys.: Woher kommt der Name? Hat das etwas mit der Stadt zu tun?
Antoine Serre: Ja, genau. Ursprünglich kommt die Firma aus der Stadt Lyon in Frankreich. Unser Büro und Lager befinden sich dort, gemeinsam mit dem Großteil unserer Designer und Mitarbeitenden. Wir haben lediglich zwei Vertriebsmitarbeiter:innen die sich im Ausland befinden, um ihre jeweiligen Märkte zu bearbeiten. Eine in Montréal für den amerikanischen Markt und ein anderer in Köln für den deutschen Markt, das bin ich. Insofern kann man über Lyon Béton sagen, dass der Name Programm ist!
Home.Made.Storys.: Versteht sich Lyon Béton als französisches oder als internationales Unternehmen?
Antoine Serre: Wir sind zweifellos ein französisches Unternehmen. Auch wenn wir uns nicht unbedingt dazu bekennen und unsere Inspirationen manchmal von anderswo kommen, sind unsere Wurzeln sehr wohl französisch. Wir haben den Eindruck, dass das Erbe einiger berühmter französischer Designer und Architekten in unseren Produkten spürbar ist. Abgesehen davon versuchen wir, unsere Version der „French Art de Vivre“ in ganz Europa und Nordamerika zu verbreiten. In diesem Sinne sind wir also wiederum ein internationales Unternehmen.
Home.Made.Storys.: Ist Beton ein nachhaltiges Material? Braucht es in der Produktion nicht viel Energie?
Antoine Serre: Wir sind gegen den Trend zu Wegwerfmöbeln und glauben, dass Beton ein sehr gutes Material ist, um Möbel und Accessoires herzustellen, die lange halten. Das gilt auch für die anderen Materialien, die wir verwenden: Stahl, Aluminium, Holz, dickes Glas… Vom Entwurf bis zur Herstellung wird alles so gestaltet, dass unsere Produkte langlebig sind. Und da wir keine Trends verfolgen, sind unsere Kreationen zeitlos, zumindest ist das unser Anspruch.
Es stimmt, dass für die Herstellung von Zement, einem Bestandteil, der für die Herstellung von Beton benötigt wird, auch heute noch ein wesentlicher Energieaufwand erforderlich ist. Alle Zementhersteller der Welt arbeiten heute daran, die CO2-Belastung bei der Zementherstellung zu reduzieren oder sogar ganz zu eliminieren und den Beton sogar „carbon negative“ zu machen. Wir profitieren bereits heute von diesen neuen Zementrezepturen. Und sie werden sich mit der Zeit noch weiter verbessern.
Home.Made.Storys.: Wie sieht der Vertrieb aus? Direktvermarktung (D2C)? Über den Handel (B2B)? Oder auch im Contract Business?
Antoine Serre: Wir verfolgen tatsächlich diese drei Wege. Auf unserer Website https://www.lyon-beton.com können Endkund:innen unsere Produkte direkt bestellen.
Gleichzeitig arbeiten wir mit einem weltweiten Händlernetz zusammen, u.a. mit Partnern in den USA (vor allem durch den Vorteil unseres amerikanischen Lagers, das sich in Atlanta befindet), Deutschland, Spanien, UK, Niederlande, und noch in einigen weiteren europäischen Ländern.
Contract machen wir auch und arbeiten daher mit einigen Innenarchitekten und Einrichtungshäusern zusammen. Der Vertrieb über unsere Handelspartner macht den Großteil unseres Umsatzes aus – circa 75%, das Contract-Geschäft ist noch relativ klein (15%), aber erhöht sich kontinuierlich, da unser Innenarchitekten-Netz größer wird. Und D2C ist bei uns noch gering, weil es sich auf den lokalen Bereich beschränkt – in erster Linie in Lyon und Umgebung und innerhalb Frankreichs.
Home.Made.Storys.: Welche Objekte habt ihr bereits ausgestattet?
Antoine Serre: Eine Firma in der Nähe von Lyon, wo unser „Twist“-Beistelltisch mit der „Hay’s Palissade“-Serie gekoppelt wurde, gibt es hier zu sehen:
Im letzten Jahr haben wir das größte Projekt unserer Geschichte umsetzen können, und zwar in der Schweiz. Wir haben eine große Firma mit mehreren hundert „Dice“-Aufbewahrungsmodulen ausgestattet, davon wurde manche als Blumenkasten adaptiert. Das Projekt hat gezeigt, wie flexibel Lyon Béton sein kann, in dem Sinne dass wir neue Produkte je nach Anfrage erstellen können. Es braucht aber eine Mindestmenge, da bei einem neuen Modell eine neue Gussform erforderlich ist, die sich im Rahmen einen Serie rechnen muss.
Home.Made.Storys.: In welchem Preissegment sind eure Möbel anzusiedeln?
Antoine Serre: Wir sind als Premium-Möbelhersteller positioniert. Wir zeichnen uns durch Produkte mit einzigartigen und atypischen Designs und einem Konzept der Nachhaltigkeit aus. Der Mehrwert, den unsere Produkte in diesem Sinne erhalten, führt dazu, dass wir nicht billig sein können. Andererseits ist unsere Marke aber auch keine Luxusmarke.
Home.Made.Storys.: Wo kann man eure Möbel in Deutschland kaufen?
Antoine Serre: Wir arbeiten schon mit einigen Händlern in Deutschland zusammen und es werden mit der Zeit immer mehr. Im Moment können beispielsweise deutsche Kunden unsere Produkte bei Online-Händlern finden, wie z.B. bei Ikarus (https://ikarus.de) oder bei Die Wohndesigner Berlin (https://www.wohndesigner-berlin.de/). Bald werden unsere Produkte auch in verschiedenen Geschäften in Deutschland verfügbar sein; was uns ganz wichtig ist, da unsere Möbel am besten wirken, wenn man sie in Realität sehen und anfassen kann.
Home.Made.Storys.: Auf welchen Messen stellt Lyon Béton aus?
Antoine Serre: In der Vergangenheit hat Lyon Béton auf den größten Messen ausgestellt, wie der imm cologne, der Ambiente in Frankfurt oder der ICFF Fair in New York. In jüngster Zeit hat Lyon Béton bei der letzten Ausgabe der Maison & Objet in Paris ausgestellt, im März 2022. Leider werden wir nicht bei der Ausgabe im September anwesend sein, stellen aber sicherlich an anderer Stelle aus, beispielsweise bei der 2023er-Ausgabe der Maison & Objet oder auf dem Salone del Mobile.
Home.Made.Storys.: Was sind die nächsten Schritte?
Antoine Serre: Lyon Beton befindet sich in einer Phase der Weiterentwicklung. Neue Produkte sind gerade auf den Markt gekommen, um unsere aktuelle Produktpalette zu ergänzen oder zu ersetzen, und weitere werden noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Unser kurzfristiges Ziel ist es, ein breiteres Spektrum an Möbeln und Accessoires anzubieten, darunter auch einige ohne Beton, um unsere Vision von einem ganzheitlichen Lebensstil nach Lyon Béton greifbarer zu machen.